Neuer Schwung für die Wirtschaftsförderung

Dass die wirtschaftliche Entwicklung in Dinslaken nicht so richtig in Schwung kommt, das war schon länger mein Eindruck. Wie schlecht unsere Stadt im kommunalen Vergleich abschneidet, hat mich aber trotzdem etwas überrascht.

Das Institut der deutschen Wirtschaft (IW) hat die 396 Kommunen in Nordrhein-Westfalen miteinander verglichen. Im Auftrag der Unternehmensverbände NRW wurde ebenfalls beurteilt, wie sich die Städte und Gemeinden über die vergangenen 5 Jahre entwickelt haben. Die Ergebnisse sind für Dinslaken ziemlich niederschmetternd: Der Wirtschaftsstandort hat in den letzten Jahren sehr gelitten, der Trend ist durchgängig negativ. Beim wirtschaftlichen Niveau landet unsere Stadt sogar unter den schlechtesten 15 Prozent im kompletten Bundesland.  Da gehören wir nicht hin – und deshalb brauchen wir den Neustart.

Gerade angesichts der finanziellen Probleme der Stadt müssen wir Wege finden, um endlich neuen Schwung in die Wirtschaftsförderung zu bringen. Die zusätzlichen Gewerbesteuereinnahmen sind dringend notwendig, damit Dinslaken perspektivisch den Haushaltsausgleich schafft – und am besten auf eine Art und Weise, die keinen Kahlschlag in der sozialen, kulturellen und sportlichen Infrastruktur bedeutet.

Ich sehe an mehreren Stellen akuten Handlungsbedarf. Vorhang frei - hier sind einige Punkte für mehr Dynamik in der wirtschaftlichen Entwicklung.

Da ist zuallererst das Thema Gewerbeflächen. Am Beispiel des MCS-Geländes in der Innenstadt zeigt sich sehr deutlich, dass die Entwicklung von Gewerbeflächen in Dinslaken einfach viel zu lange braucht. Fragt man bei der Stadt nach, dann bekommt man höchstens eine Auskunft darüber, warum etwas nicht geht. Nach aktueller Aussage scheitert ein Fortschritt daran, dass die Aufbereitung der Fläche Geld kostet. Aber von nix kommt nix – auch in der Haushaltssicherung muss eine Stadt in Gewerbeflächen investieren, um sie für Investoren attraktiv zu machen. Ach ja, übrigens – nur damit keine Missverständnisse auftreten: Ich werde niemals versuchen, noch einmal die Türen für einen Logistikpark in Barmingholten zu öffnen.

Ich möchte in Zukunft aber für jede einzelne Gewerbefläche eine Vision entwickeln und kommunizieren. Dabei helfen Vergabekriterien, die auf die Besonderheiten eines Standorts eingehen und über die man das Profil einer Fläche zuspitzen kann. Weitergehende Infos dazu veröffentliche ich in Kürze in einem gesonderten Blogbeitrag. Dafür habe ich bereits beispielhaft einen Katalog von möglichen Vergabekriterien erstellt. Je nach Fläche kann man die Bewerbungskriterien dann unterschiedlich aufstellen und gewichten und damit den Standort profilieren.

Hört sich bisher alles sehr technisch an? Stimmt. Aber wir müssen das Ansiedlungsmarketing dringend fördern. Dazu hilft es, wenn wir potenziellen Investoren ein attraktives Bild unserer Stadt und der Gewerbestandorte vermitteln können. Und wenn die Vergabe von Grundstücken auch transparent ist.

Und ich finde, wir sollten sogar noch ein bisschen größer denken. Ein Ziel für die kommenden Jahre sollte es sein, die wirtschaftliche Rolle unserer Stadt genauer zu benennen, quasi auf der Landkarte des Niederrheins und des Ruhrgebiets.

Manche Städte in der Umgebung haben den Vorteil, Hochschulstandort zu sein. Für Investoren, speziell wenn es um Entwicklung und Innovation geht, ist das sehr interessant. Wir haben zwar keine Uni – aber wir sind eine echte Ausbildungsstadt. Das sollten wir mehr fördern, und damit das Profil unseres Standorts schärfen. Zum Beispiel durch die Planung von Azubi-Wohnheimen, für die enorme Förderquoten existieren und die den lokalen Unternehmen einen echten Vorteil im Wettbewerb um zukünftige Fachkräfte bringen könnten. Ganz grundsätzlich ist Verfügbarkeit von Wohnraum ein Standortfaktor, was die IW-Studie bestätigt.

Lasst uns mal wieder in die Offensive gehen! Auch, weil wir neue Ausbildungs- und Arbeitsplätze in unserer Stadt gut gebrauchen können. Erst recht, weil große Unternehmen der Region zuletzt in existenzielle Probleme geraten sind– so wie derzeit ThyssenKrupp Steel, wo viele Dinslakenerinnen und Dinslakener arbeiten. Wir würden deshalb gut daran tun, neue Betriebe und Arbeitsplätze nach Dinslaken zu holen. Am besten tarifgebunden und mitbestimmt!

Quelle zur Studie: https://www.unternehmer.nrw/fileadmin/Wirtschaftspolit_Papiere/IW-Studie_NRW-Kommunalranking_2025.pdf

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“Ich bin verliebt in Dinslaken” - Porträt in der AWO Konkret